Das Volkshaus Meerane: Bewegte Geschichte – Zukunft durch Bewegung

Bericht aus dem Jahr 2016:

  • Susann Beier (ehemalige Einrichtungsleiterin)
  • Isabell Glotz (ehemalige Vorstandsvorsitzende)

Seit seiner Erbauung 1927 wurde das Volkshaus Meerane vielfältig genutzt. Gegründet als Gewerkschaftshaus, mit einer Sporthalle erweitert und somit vielfältig für Sport und auch Kultur für die breite Bevölkerung nutzbar, etablierte sich das Volkshaus als ein fester Bestandteil für das soziale Zusammenleben in Meerane. Zwischenzeitlich umgenutzt als Berufsschule für die Webereiausbildung, ist den meisten Meeranern heute noch das Volkshaus als Ort ihrer ersten Schwimmausbildung in guter Erinnerung.

Nach den Turbulenzen der Wendejahre begann der Jugendclub „Beverly Hill’s“ nach seinem Umzug im Jahre 2000 die ersten Seiten des aktuellen Kapitels der Geschichte im Volkshaus zu schreiben. Dazu berichten Susann Beier, Isabell Glotz und Sebastian Reichenbach vom Vorstand des Jugendclubs.

Wie haben Sie die vergangenen Jahre im Jugendclub erlebt, was ist alles passiert im alten Volkshaus?

Susann Beier: Diese ersten 16 Jahre waren und sind geprägt von der Entdeckung der multiplen Nutzungsmöglichkeiten unseres neuen Domizils. Bevor wir die vorhandenen Räumlichkeiten nutzen konnten, begannen wir mit tatkräftiger Unterstützung der Jugendlichen, die Räumlichkeiten der ehemaligen Gaststätte „Schwemme“ unseren Bedürfnissen der offenen Jugendarbeit anzupassen. Getreu dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ renovierten wir Stück für Stück die vorhandenen Räume. Je nach den individuellen Fähigkeiten gestalteten die Jugendlichen ihr neues Haus. Danach konnten die Angebote des Jugendclubs um die „Volksküche“ (Mittwochskochen) erweitert werden. Auch die Tanzgruppe „Beverly Dance“ erhielt nun endlich einen separaten Trainingsraum. Weiterhin schufen wir einen Bandprobenraum. Viele von den damaligen Jugendlichen, heute junge Erwachsene, sind auch heute noch mit unserer Jugendeinrichtung eng verbunden und unterstützen unsere Arbeit. Regelmäßig sagen wir mit unserem „Generationstreffen“ oder auch dem „Christmas Unplugged“ Danke!

Wechselnde Generationen bedeuten ja immer auch neue Bedarfslagen junger Menschen?

Isabell Glotz: Richtig, und dies führte uns dazu, die Nutzungsmöglichkeiten des Volkshauses für die Erweiterung der konzeptionellen Arbeit weiter auszubauen. Bereits zu Zeiten der Vereinsgründung verfolgte der Jugendclub eine Vision: eine Mehrzweckhalle für Kino, Kleinkunst und Konzerte zu schaffen. Ein Traum, welcher im Jahr 2009 Wirklichkeit wurde – die Eröffnung der „JUKE-BOX“. In sieben Jahren Bauzeit haben Clubmitglieder, Besucher und viele freiwillige Helfer mitgewirkt – 25.000 Arbeitsstunden, rund 60.000 Euro Material listet die Bilanz auf. Jeder, der den alten Saal vor der Umgestaltung gesehen hat, weiß, was hier geleistet wurde. Seitdem nutzen wir die JUKE-BOX konzeptionell in der Zusammenarbeit mit kommunalen und überregionalen Hortgruppen, Schulen und Berufsschulen für die Umsetzung gemeinsamer Projekte der Kinder- und Jugendarbeit. Im Rahmen dieser Arbeit werden Film- und Theateraufführungen, Kinderfaschingsveranstaltungen, Livekonzerte und Workshops umgesetzt. Dem ursprünglichen Gründungsgedanken des Hauses folgend, finden in regelmäßigen Abständen Veranstaltungen für die breite Öffentlichkeit statt. Film- und Theateraufführungen, Konzerte sowie Kleinkunstabende sind stets gut besucht.

Zur Erwirtschaftung von Eigenmitteln und damit zur Cofinanzierung unserer konzeptionellen Arbeit vermieten wir die Räumlichkeiten des Jugendclubs sowie die „JUKE-BOX“. Unterstützt wurde die Realisierung des Projektes „JUKE-BOX“ durch die Stadt Meerane, den Landkreis Zwickau, den damaligen Stadträten, Gewerbetreibenden, Vereinen und natürlich den Clubbesuchern, bei denen wir uns noch einmal auf diesem Wege herzlich bedanken möchten.

Bei der JUKE-BOX sollte es aber nicht bleiben, die guten Erfahrungen wurden in weitere Projekte gesteckt, wie man in den vergangenen Jahren immer wieder hören konnte.

Sebastian Reichenbach: So kann man es sagen! Im Jahr 2012 haben wir den Bandprobenraum um unser Tonstudio erweitert. In Eigenleistung und durch Eigenmittel gestalteten die Jugendlichen des Hauses gemeinsam mit den zwei Sozialarbeitern einen Aufnahme- und einen Regieraum, welcher vor allem von Bands oder Solokünstlern genutzt wird. Dazu wurden zwei Räume mit entsprechender Tontechnik ausgestattet.

Noch im selben Jahr wurde auf Grund von Auflagen des Veterinär- und Gesundheitsamtes der Um- und Ausbau der clubeigenen Küche ausschließlich mit Eigenmitteln umgesetzt. Eine Vielzahl von Mitgliedern des Vereins war auch hier an der Realisierung beteiligt.

Weitere Unterstützung erhielt der Jugendclub durch die Firma „Brose Fahrzeugteile GmbH & Co. Kommanditgesellschaft“. Diese sponserte die gesamte Ausstattung zur Eröffnung eines PC-Kabinetts, in welchem heute Jugendliche bei Schulaufgaben und dem Schreiben von Bewerbungen durch unsere Fachkräfte Unterstützung erhalten und auch die traditionellen PC-Seniorenkurse stattfinden. Die so in den Jahren geschaffenen räumlichen Gegebenheiten ermöglichen ein vielfältiges und abwechslungsreiches Angebotsspektrum für unsere tägliche Arbeit.

Wie sieht diese „tägliche Arbeit“ konkret aus?

Susann Beier: Eine der pädagogischen Hauptaufgaben bildet die Beziehungsarbeit mit den Jugendlichen, die in unser Haus kommen. So stehen unsere Fachkräfte beratend in verschiedensten Lebenslagen den jungen Menschen zur Seite, so z. B. bei Problemlagen im Bereich Schule, der Ausbildungsplatzorientierung, familiären Konflikten oder auch Schuldenproblematiken. Für eine sinnvolle Freizeitgestaltung bieten wir ergänzend dazu von Montag bis Samstag die Möglichkeit, sich bei Tischtennis, Tischfußball, Billard, Brett- und Kartenspielen zu treffen. Für die Entwicklung individueller Kreativität gibt es zudem spannende Projekte wie z.B. Fotoworkshops, die Mitwirkung im Filmteam des Projektes „Meeraner Zeitzeugen“ oder auch die Mitwirkung in der Tanzgruppe „Beverly Dance“. Im Rahmen der musikalischen Förderung stellen wir unseren Bandprobenraum kostenfrei zur Verfügung. Abgerundet wird das Angebot durch umfangreiche Ferienangebote, regelmäßige Bastelnachmittage, Thementage und auch Projekttage für Schulklassen.

Einen weiteren wesentlichen Grundpfeiler in unserer Einrichtung stellt die Arbeit als ausbildungsbegleitender Praxispartner dar. So ermöglichen wir für angehende Sozialassistenten, Fachhochschüler im Sozialwesen, Hauswirtschaftler und Praktikanten im Rahmen der Erzieherausbildung die Durchführung von Praktika. Auch straffällig gewordene Menschen erhalten bei uns die Möglichkeit, ihre gerichtlich angeordneten Sozialstunden abzuleisten. Sozialpädagogische Unterstützung leisten wir zudem durch die Begleitung junger Menschen bei Amtswegen oder auch der Wohnungssuche.

Wie wird diese Arbeit personell gewährleistet?

Isabell Glotz: Zur Absicherung des umfangreichen Angebotsspektrums ist die Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Kräften und Praktikanten unerlässlich. Umso mehr freuten wir uns im Jahr 2010, in Zusammenarbeit mit der Verwaltung, eine zweite Fachkraft einstellen zu können, die zu 100 Prozent durch die Stadt Meerane finanziert wird. Dies stellt einen wichtigen Meilenstein zur Sicherung unserer täglichen pädagogischen Arbeit dar.

Wie sehen nun die weiteren Pläne aus?

Isabell Glotz: Durch die uns dauerhaft zur Verfügung stehenden ausgebildeten Fachkräfte können wir unsere neuen Ideen für die konzeptionelle Auslastung unseres Hauses gezielt angehen. So verfolgen wir derzeit das Ziel, gemeinsam mit Meeraner Vereinen, welche aktive Nachwuchsarbeit betreiben, gemeinsame Projekte zu etablieren.

Wir starteten im Jahr 2012/2013 mit dem Ausbau des alten Lehrschwimmbeckens zu einem Multifunktionsraum. Mit ersten Entkernungsarbeiten wurde begonnen, jedoch ruht das Projekt aus baulichen und finanziellen Gründen. Der Wegfall der Nutzung der angrenzenden Sporthalle, der Kegelbahn sowie des Clubgartens auf Grund baulicher Mängel haben unseren Handlungsspielraum zusätzlich eingeschränkt. Um so größer war die Freude zur Zustimmung aller Stadträte für die Bewerbung der Stadt Meerane für das „Bundesprogramm Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“. Nach der Pressemeldung im März 2016 freuen wir uns sehr über den positiven Zuwendungsbescheid zur geplanten Sanierung des Volkshauses.

Mit einer Sanierung des Hauses sehen wir einen positiven Effekt für unsere Jugendeinrichtung, da somit die Basis unserer Arbeit gefestigt und weiter ausgebaut wird. Wir freuen uns auf die aktive Teilnahme an der Gestaltung des Um- und Ausbaues des Meeraner Volkshauses!